Langzeitbelichtung

a blog by Gregor Sinai (c)
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Langzeitbelichtung auf Reisen. Wie du längere Verschlusszeiten sinnvoll einsetzt und welche Technik du anwenden kannst, erfährst du in diesem Beitrag.

 

Motive

Die Langzeitbelichtungs-Fotografie wird sehr gerne in der Landschaftsfotografie eingesetzt. Dabei nutzt man die Bewegung des Wassers, der Wolken oder beides in einem Motiv vereint. Sehr häufig werden auch Landschaften mit Wasserfällen als Motiv genutzt. Kombiniert man diese Motive mit festen Bestandteilen wie Steinen, Felsen, Häusern etc. entstehen daraus atemberaubende Kompositionen.

Langzeitbelichtung Wasserfall Koh Samui
Der Namuang Waterfall auf Koh Samui in Thailand lässt sich aus unterschiedlichen Perspektiven fotografieren. (Bild 1)
Strand

Die atemberaubendsten Bilder entstehen am Strand. Oft kann schon ein einziger Stein oder eine Koralle bei Sonnenuntergang mit der richtigen Belichtungszeit zu einen sehr schönen Ergebnis führen. 

Wo findet man geeignete Motive für die Langzeitbelichtung?

Die schönsten Strände und Wasserfälle findet man eher in tropischen / subtropischen Gebieten und Ländern, wobei auch Seen mit Bootsstegen oder Leuchttürmen als Kulisse für längere Verschlusszeiten geeignet sind. Ersteres hat nicht nur den Vorteil, dass man jeden Tag einen anderen Sonnenuntergang erlebt, sondern auch, dass es meist eher windstill ist im Vergleich zu einigen Stränden in Europa wie zum Beispiel den Süden Spaniens. In Binnenländern findet man in gebirgigen Regionen häufig Wasserfälle. Mit der Zuhilfenahme von Flickr oder 500px kann man, bereits von anderen Fotografen fotografierte, Motive ausfindig machen. Gibt man auf diesen Fotocommunities als Beispiel das Wort “Beach” oder “Longtimeexposure” ein, werden zunächst relevante Bilder angezeigt. Klickt man auf diese Bilder, werden unterhalb, in der Beschreibung die genaueren Locations auf eine Karte angezeigt, an denen das Foto geschossen wurde. Jetzt fragst du dich nun: Wieso sollte ich ein Foto, das an einem bestimmten Ort bereits zig tausenden Male geschossen wurde nach-produzieren? Ich sage dir, es gibt folgende Gründe warum dein Motiv definitiv nicht so aussehen wird, wie eines der anderen Fotografen:

Wetter

Das Wetter ist schon mal ein hauptsächlicher Einflussfaktor auf das Motiv. Es beschreibt die Stimmung deines Motivs, erzeugt bestimmte Farben und Kontraste. Wenn im Wetterbericht Regen angesagt ist, heißt das nicht gleich, dass du deine Kamera besser daheim lassen solltest, damit sie vom Wasser nicht kaputt wird – sondern genau dann hast du Chancen auf eine spannende Stimmung in deinem erzeugten Bild!

Tageszeit
Langzeitbelichtung in Thailand
Die Strände auf Phuket in Thailand. Jeden Tag gibt es einen anderen Sonnenuntergang! (Bild 2)

Bildwirkungen sind auch abhängig von der Tageszeit. So wie in der Portraitfotografie und in vielen anderen Gebieten der Fotografie, ist es nicht besonders Spannend, ausgerechnet während der Mittagszeit zu fotografieren. Das sollte man auch beachten, wenn man eine Langzeitbelichtung macht. Sehr viel Spannung in einer Langzeitbelichtung sind Gegenlichtaufnahmen. Daher ist es ratsam sich, bevor man zu einen bestimmten Strand fährt, darüber klar zu machen, ob es auf diesem Strand überhaupt einen richtigen Sonnenunter-/aufgang gibt. Außerdem erzeugen Aufnahmen, die zum Beispiel unmittelbar nach Sonnenuntergang geschossen wurden, interessante Farben (wie zum Beispiel Gelb oder Rosatöne) die es nicht so häufig zu sehen gibt. Tipp: Durch die Hilfe der App Sunsurveyor kannst du immer die genaue Position der Sonne ermitteln, um die entsprechende Gegenlichtsituation nicht zu verpassen.

Verschlusszeit

Die Verschlusszeit ist der entscheidende Faktor einer Langzeitbelichtung. Du siehst in den Bild 3, was für eine Auswirkung unterschiedliche Verschlusszeiten auf das Motiv haben. Mit welchen Werkzeugen du auf die richtige Belichtung kommst, werde ich dir nun im nächsten Abschnitt verraten.

Technik

Die Kamera

Wenn du wirklich lange Verschlusszeiten machen möchtest, sind Kameras mit geringem Rauschverhalten zu empfehlen. Denn je länger du belichtest, desto mehr erhitzt sich der Sensor. Das sind meist Kameras mit größeren Sensoren oder eben besserer Lichtempfindlichkeit. Um ein einwandfreies Bild erzeugen, ist dies allerdings nicht das wichtigste Element. Viel wichtiger ist…

Das Objektiv

Und zwar am besten ein Weitwinkelobjektiv, da diese insbesondere die Wolken schön in die Länge am Bildrand ziehen und man dadurch möglichst viel aufs Bild bekommt. Das sind Objektive mit einer Brennweite von 16-35mm bei Vollformat, 10-22/24 bei APS-C oder 7-14mm bei Four Third Sensoren. Es gibt selten aber doch Langzeitbelichtungen mit höheren Brennweiten, wie zum Beispiel mit 50mm.

Das Stativ

Das absolute “Must have” um Langzeitbelichtungen machen zu können, ist ein Stativ. Speziell für Reisen sind Stative die nicht schwerer als 1,5 kilo sind gut geeignet. Ich empfehle dir sogar die möglichst kompaktesten und leichtesten Stative, aber mit ausziehbaren Segmenten, um die Höhe beliebig festlegen zu können. Es gibt mittlerweile eine riesengroße Auswahl an Reisestativen, die in Fotofachgeschäften ausgestellt sind, um eine bessere Vorstellung von Gewicht und Größe zu bekommen.

Der Neutraldichte Filter (ND Filter)
Langzeitbelichtung Tabelle Filter
In dieser Tabelle siehst du zb. mit welchem Filter die Verschlusszeit entsprechend verlängert wird. (Bild 4)

Langzeitbelichtung Wasser Meer

Langzeitbelichtung Wasser
Im oberen Bild mit Filter, im unteren Bild ohne Filter. Man sieht nun, dass das Wasser mit Filter “milchig” ist.

Auf einen Neutraldichtefilter (ND-Filter) oder auch Graufilter solltest du nicht vergesse n, wenn du besonders lange Verschlusszeiten einstellst. Diese müssen natürlich auf das jeweilige Objektiv passen (Durchmesser des Objektivs) und haben bestimmte Stärken. Wenn du mit einem Weitwinkel Objektiv fotografierst, verwende eher keine Variofilter (variabel verstellbare Filter), da diese meist unschöne Helligkeit/Dunkel Artefakte oder Vignettierungen bilden. Es gibt Tabellen mit entsprechenden Stärken (meist in Blendenstufen angegeben) die dir Auskunft darüber geben, welche Stärke von Filter du benötigst. (Bild 4) Du brauchst natürlich nicht für jedes Objektiv jeden verschieden starken Filter. Ich bin auf meiner gesamten Fototour in Thailand immer mit 2 verschieden Stärken ausgekommen und ich habe damit meinen Zweck erfüllt: ND1000 und ND64.

Fernauslöser

Viele Kameras können heutzutage schon mittels App per Wlan oder Bluetooth verbunden werden, um eine Aufnahme aus der Ferne machen zu können. Hast du eine Kamera der eher älteren Generation, die so etwas noch nicht unterstützt, würde ich dir einen Fernauslöser empfehlen. Für die Anbringung an der Kamera reicht dafür nur ein kurzes Kabel, da es ja nicht darum geht dich selbst (sorry, Selfies mit Langzeitbelichtung werden nix) zu fotografieren, sondern du möchtest die Kamera erstens ohne zu verwackeln auslösen, bzw. auch den “Bulb-Modus” ermöglichen. Bei einigen Kameras ist der Bulb-Modus schon bereits in der Kamera integriert, daher ist ein Fernauslöser bei diesen auch mittlerweile obsolet. Möchtest du die Kamera ohne zu verwackeln auslösen, stellst du Sie auf einen Selbstauslöser von 2 Sekunden.

Pflege dein Equipment!

Unschön werden die Motive, wenn du dein Equipment nicht ausreichend pflegst. Ich verwende grundsätzlich sehr oft ein Mikrofasertuch zum reinigen, um den Schmutz von jedem Objektiv und Filter weg zu bekommen. Es gibt zusätzlich auch noch andere Methoden, um den Schmutz zu entfernen, wie zum Beispiel einen Blasebalg oder feuchte Einweg-Reinigungstücher. Das Objektiv solltest du auch auf der Rückseite reinigen, denn wenn auf dieser Seite Schmutzt haftet, wird dies bei der Aufnahme umso bemerkbarer.

Einstellungen

Hast du nun alles wichtige mit dabei, dann geht es als nächstes natürlich darum, die Kamera richtig einzustellen. Grundsätzlich kannst du mit der Halbautomatik (Verschlusszeit- oder Blendenvorwahl) arbeiten. Möchtest du aber das, für die Bildwirkung Essentielle, richtig belichten, ist der Manuelle Modus zu empfehlen. Das Arbeiten mit Filtern, wie zum Beispiel dem ND1000 Filter, ermöglicht so gut wie keine automatischen Einstellungen.

Bei der Landschaftsfotografie ist es nicht zwingend notwendig Motive im exakt richtigen Zeitpunkt einzufangen, so wie es z.B. in der Sport- oder Eventfotografie der Fall wäre. Für die meisten Situationen hast du genügend Zeit alles manuell einzustellen. Doch bevor die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, solltest du dein Motiv bereits gefunden haben und die Kamera mit dem Stativ fest und sicher ausgerichtet haben. Am besten verstaust du deine Filter auch in greifbarer Nähe.

Blende

Die Blende stellt man am besten so ein, wie man es bei Landschaftsfotos einstellen würde. Für die Leute, die ganz genau arbeiten wollen, gibt es den sogenannten Hyperfokalabstand, den man berechnen kann. Da man bei der Langzeitbelichtung sich aber auf die Verschlusszeit konzentrieren möchte, ist es besser sich keine genaue Blenden für alle Aufnahmen festzulegen, sondern eher einen Bereich von f8-16 festzulegen.

Verschlusszeit

Die Verschlusszeit ist eben genau die Einstellung, mit der du dich bei einer Langzeitbelichtung spielen kannst. Hast du also deine Blende, etc. eingestellt, kannst du versuchen mehrere Aufnahmen von dem gleichen Bildausschnitt zu machen und immer die Verschlusszeit dabei zu ändern. Natürlich musst du deine Einstellungen der Blende und ISO aber so anpassen, dass die Belichtung stimmt.

Filter

Du wirst relativ bald merken, dass du beim Verlängern der Verschlusszeit schnell an die Grenze der Überbelichtung kommst. Und nun sind wir bei der Frage angelangt: Was ist aber wenn ich das Wasser “milchig” und/oder die Wolken weicher aussehen lassen will, ohne Überbelichtung? Ja, genau dann ist der ND bzw. Neutraldichtefilter, wie eben schon erwähnt notwendig. Zeigt dir deine Lichtwaage an, dass du korrekt belichtet hast und du möchtest dieses Motiv nun länger belichten, dann schraubst du den richtigen ND Filter auf dein Objektiv. Welcher Filter der richtige ist, kannst du mit Hilfe einer Tabelle ablesen (siehe Bild).

Inhalt

Equipment - Langzeitbelichtung

 

Kamera: Es geht jede Kamera mit wechselbaren Objektiv. Ich würde grundsätzlich ein Weitwinkelobjektiv verwenden, da man einen größeren Bildausschnitt hat. 

Stativ: Empfehlenswert ist ein Stativ mit Kugelkopf als mit 3-Wege-Neiger. Aufgrund der Flexibilität. Es sollte kein zu schweres sein, damit man genug Bewegungsfreiheit auf Stränden hat. Schau dich am besten im Fachmarkt um, damit du eine Vorstellung hast.

Filter: Hoya ND 64 bzw. ND 1000 (von der Marke her egal, es sollten halt schon qualitativ gute Filter sein, damit keine Vignettierungen chromatische Abberationen und andere nur schwer behebbare optische Fehler auftreten. Wenn du im Fachmarkt kaufst, bekommst du sicher qualitativ gute Filter. Bestell dir nicht einfach irgendeinen Filter im Internet.

Reinigung: Es gibt ein Reinigungs-Set von der Marke Zeiss, dass sehr zum empfehlen ist und knapp 30 Euro kostet. Nimm es mit auf Reisen, denn dein Objektiv wird mit Sicherheit vorne ein paar leichte Spritzer abbekommen. 

 

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